Isa Rosenberger / Heidi Pretterhofer
A Place in the Sun
A Place in the Sun
"Everywhere where there is interaction between a place, a time, and an expenditure of energy, there is rhythm." (Henri Lefebvre, Rhythmanalysis, 2004)
Vorspann
Ausgangspunkt für den Wettbewerbsbeitrag A Place In The Sun ist die rhythmische und geradezu „filmische‘‘ Qualität der Architektur von Fritz Pfeffer: die Strukturierung der Säulen im Jonas Reindl beispielsweise ergeben Bildausschnitte auf Votiv-Kirche und Park, die an eine Film-Kadrierung denken lassen, die lange Panorama-Wand in der Garage weckt Assoziationen zu filmischen Projektionsflächen und die dynamischen, kurvenreichen Perspektiven in der gesamten Anlage betonen immer wieder das Moment von Bewegung und Rhythmus. Auch die Assoziation zum „cruisen‘‘ liegt nahe: Cruisen (engl. to cruise, dt. fahren, kreuzen) ist ein Lehnwort für ein ursprünglich in den 1950er Jahren unter US-amerikanischen Teenagern entstandenes Freizeitvergnügen, das das „langsame, möglichst coole Herumfahren‘‘ meint, für das die passende Musik eine wesentliche Rolle spielt(e): Durch das langsame, musikalisch untermalte innerstädtische Umherfahren wurde das Auto in einen quasi filmischen Apparat transformiert, von dem aus sich die vorbeiziehende Stadt als endloser Filmstrip wahrnehmen ließ. 1960, das Eröffnungsjahr der Wipark Garage markiert zugleich das Gründungsjahr von Motown Records in Detroit (Motown ist eine Assoziation zu Motor City, dem Spitznamen Detroits). Die Motown-KünstlerInnen belegten in den 1960er Jahren die Spitzenplätze der Verkaufslisten und übten großen Einfluss auf die Musik aus. Die Supremes, ein weibliches Pop/Soul-Gesangstrio mit der Lead-Sängerin Diana Ross, zählten zu den erfolgreichsten Künstlerinnen von Motown Records. Auch für das Österreich der Nachkriegszeit (und des mit Hilfe von Marshallplan-Geldern erfolgten Wiederaufbaus) war die USamerikanische Kultur - in Musik, Kunst, Film, Mode oder eben in der Begeisterung für das Auto - in vielerlei Hinsicht prägend und stilbildend. Außenraum
Sichtbarkeit und Schnittstelle öffentlicher Park: Die Votiv Garage ist ein Best Practice Beispiel, wie selbst ein unterirdisches Bauwerk einen spannenden Dialog mit dem Stadtraum eingehen kann: zum einen als Verkehrsknotenpunkt, wo elegant zu den Öffis umgestiegen werden kann, zum anderen mit dem beliebten Sigmund-Freud-Park als Dach der Tiefgarage. Wir wollen nun diese Verknüpfung noch verstärken und mit einer Lichtskulptur dem Park und der Garage einen Song widmen: A Place In The Sun verspricht Sehnsucht und Irritation. In Anlehnung an die Leuchtreklamen von Las Vegas ist dieses Zeichen sowohl für die AutofahrerInnen als auch für die ParknutzerInnen sichtbar, der amerikanische „strip‘‘ kommt in modifizierter Form in die Wiener Innenstadt. Die GaragenbenutzerInnen wissen sie parken in A Place In The Sun. Die Höhe der Stele beträgt 7 Meter, die Schildbreite 6 Meter, sie wird über der Einfahrt platziert mit leichter Drehung zum Park. Einfahrtsbereich
Die gewünschte Absturzsicherung zum Sigmund-Freud Park wird mit einem „gefalteten Zaun‘‘ hergestellt, der ebenfalls eine durchgehende Linie bildet. Das Zig-Zag Band beginnt auf der linken Stützmauer, begleitet die Einfahrtskurve und die Stirnseite über dem Garagentor, dort wird es weiterverlängert bis in den Bereich der Straßenbeleuchtung. Das gefaltete Geländer ergänzt bzw. krönt die sehr schöne Rasterung der Bestandswand. Panoramawand Der Songtext "A Place in The Sun" von den Supremes (1964) wird mit LED-Buchstaben über die gesamte Länge - einschließlich des Vorraums - der Panoramawand geschrieben. Diesen Song haben wir ausgesucht, weil er eingängig, rhythmisch und zugleich poetisch von Bewegung spricht - sowohl im buchstäblichen als auch im metaphorischen Sinn, wenn es etwa heißt: Like a long lonely stream I keep runnin' towards a dream Movin' on, movin' on Die Idee ist, dass im langsamen vorbeifahren oder vorbeigehen sozusagen eine mentale Film-Spur zum Text entsteht. Die Supremes als erfolgreiches, schwarzes Frauen-Trio stehen aber auch für den Aufbruchsgeist und die Versprechungen der 60er Jahre: Emanzipation der Frauen, schwarze Bürgerrechtsbewegung, Jugendkultur usw. Dass sowohl die Supremes als auch Motown Records eng mit der wechselvollen Geschichte Detroits verknüpft sind, kann als Hinweis auf die Ambivalenzen des Projektes der Moderne gelesen werden.
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Künstlerischer Wettbewerb Wipark Votivpark-Garage, 2014
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