Krüger&Pardeller
Farbraum
Farbraum
Ausgangspunkt für den Entwurf von Krüger&Pardeller ist die Auseinandersetzung mit der Geschichte sowie dem Erscheinungsbild der Votivpark-Garage in den 1960ern, ihrer Struktur und Raumqualität. Anhand von Fotos aus dem Jahr 1962 – dem Fertigstellungsjahr der
Garage – ist das Künstlerduo auf ein Detail gestoßen, das ihnen die Idee und Inspiration für ihre Entwürfe geliefert hat: Eine Werbung für Autolacke. Krüger&Pardeller haben sich in weiterer Folge intensiv mit dem Thema „Die Farben der Zeit“ auseinandergesetzt und dafür Karosserielacke unterschiedlicher Automarken und Zeiten studiert. Dabei fanden sie heraus, dass die Farbnamen nicht selten auf bedeutende historische Ereignisse anspielen oder gesellschaftspolitische Aspekte widerspiegeln. Nach Landung des Raumschiffs Apollo 11 auf dem Mond im Jahr 1969 wurden Farbtöne z. B. Moonstone oder Space Yellow genannt. In den 1970er Jahren fanden sich in der Palette der Karosserielacke Farben wie Hippiegrün, Poplila und Antiestablishmint. Die Namen der Farben sind somit nicht nur kulturhistorisch von Bedeutung; sie sind auch kollektiver Speicher der Zeit. Die Panoramawand in der Garage, die einst von einer Wienansicht geziert wurde, wird durch den Entwurf von Krüger&Pardeller wieder stärker hervorgehoben und wahrgenommen. In loser Anordnung sind 34 Farbbezeichnungen entsprechend ihrer spektralen Abfolge an der Wand angebracht. Es handelt sich dabei um gelaserte Schriftzüge aus Aluminium in der Typografie der 1960er Jahre. Anstatt ihre Farbqualitäten unmittelbar zu offenbaren, sind sie schwarz lackiert. Sie appelieren an die Assoziationen der PassantInnen und legen den Fokus auf die sprachlich vermittelten Werte und Emotionen. Die Farbnamen sollen unsere Vorstellungskraft erwecken und fungieren als Spiel mit individuellen Assoziationen und kollektiven Erfahrungen. Einfahrt
Um die Einfahrt in die Garage für die AutofahrerInnen besser sichtbar zu machen, signalisieren bunte Fahnen aus Metall die Zufahrt zur Garage. Sie sind in unterschiedlichen Karosserielack-Farben, die von heute bis in die 1960er Jahre zurückreichen, lackiert. Die Fahnen sind bereits von Weitem erkennbar und stellen den Farbverlauf des Regenbogens dar. Die Maste sind mit modularen Betonelementen verbunden und dienen zugleich als Zaun und Absturzsicherung. Die Form des Zaunes ist geschwungen und leitet sich vom Prinzip einer Gliederkette ab. Die Intervention ist auch vom Sigmund-Freud-Park aus sichtbar und wird nicht nur für die BenutzerInnen der Garage, sondern den gesamten lokalen Stadtraum zum identitätsstiftenden Moment. Zugangsraum Schottentor-Passage
Der Eingang von der Schottentor-Passage (im Volksmund Jonas Reindl nach dem ehemaligen Wiener Bürgermeister Franz Jonas benannt) ist ein architektonisches Juwel, das in seiner Qualität erhalten bleiben soll. Um die Raumqualität zu voller Wirkung kommen zu lassen, wird bewusst Abstand von einer auffälligen Wandgestaltung genommen, die mit den bestehenden Strukturwänden konkurrieren würde. Statt dessen schlagen Krüger&Pardeller eine über der Aufgangsrampe herabhängende Lampe vor. Sie greift das Prinzip der modularen Gliederkette – wie bei der Brüstung der Einfahrt – auf und folgt der Krümmung des Raums. Die zwölfteilige Aluminiumlampe begleitet und beleuchtet den Aufgang. Ihre Leuchtelemente sind in zwölf unterschiedlichen Karosseriefarben lackiert. Neben ihrem funktionalen Aspekt bildet die Lampe eine ästhetische Klammer zur Einfahrt. Auf der Rückwand des Raums ist ein Schriftzug in der selben Typografie wie auf der Panoramawand der Votivpark-Garage zu sehen. Dieses Mal jedoch nicht in schwarz, sondern electric blue, das ein farbliches Charakteristikum der Votivpark-Garage darstellt. |
Künstlerischer Wettbewerb / Wipark Votivpark-Garage, 1.Preis, 2014
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"1962 fotografiert, legen die Abbildungen der Garage Zeugnis ab, von den Strukturen und der Raumqualität. Ein Detail, eine Werbung für Autolacke, öffnet die Frage nach dem historischen Erscheinungsbild, das eine wichtige Information vorenthält: die Farben der Zeit. Automobile sind ästhetische Speicher, Katalysatoren und Wunschmaschinen, ihre Wirkung speist sich aus einem Konglomerat aus Formen, Materialien, Farben und Sprache." (Krüger Pardeller) |